Fotorückblick und Rede zur Taufe des Eiger Bergführerkäses

Nachdem ich nun alle meine Wochen- und Wochenendpendenzen abgearbeitet habe, möchte ich es nicht unterlassen Euch einen Rückblick auf den besonderen Event in der Eigernordwand zu verwehren.

Frühmorgens in die Berge
Bereits um 06.30 Uhr fuhren wir in Münsingen los nach Grindelwald. Die einstündige Fahrt ins Berner Oberland war sehr kurzweilig. Gemeinsam mit Thomas Vogt und Kathrin Schmid waren wir in anregende Gespräche vertieft als wir das Ortsschild zu Grindelwald passierten.




Ein starker Kaffee und ein frischgebackenes Gipfeli in der Bäckerei Riggisberg bei Christian Bigler weckte unsere Lebensgeister ein zweites Mal. Frisch gestärkt trafen wir im Anschluss beim Bahnhof auf die weiteren Teilnehmer der "Expedition". Hans-Peter Baumann von der Eigermilch AG und Kurt Egger von der Eiger Vision begrüsste uns zum bevorstehenden Anlass. Die ersten Instruktionen zu den Sicherheitsmassnahmen und zur Handhabung der Klettereinheit erfolgte auf der Fahrt mit der Bahn zum Jungfraujoch hoch.

Bei Kilometer 3.8 ab Station kleine Scheidegg stiegen wir mitten im Tunnel aus und rückten in der engen Nische zusammen. Kurt Egger überprüfte die Ausrüstung an jedem Teilnehmer und führte uns noch ein bisschen in die Geschichte des Alpinismus ein.


Ein paar Minuten später standen wir, angeseilt und gesichert in der Eigernordwand. Auf dem schmalen Grat fanden wir alle in Reih und Glied Platz und genossen die fantastische Aussicht. Der Neuschnee unter den Füssen, die Steilwand vor Augen und die frische Luft. Einfach atemberaubend die Bergwelt.

Hans-Peter Baumann begrüsste die anwesenden Medienvertreter und Vertreter der Käseproduzenten und -Vermarkter. Nach seiner eindrücklichen Ansprache hatte Albert Almer (82) - ein Ururenkel des Erstbesteigers - seinen Auftritt. Angeseilt erklomm er die Wand und überbrachte uns den Täufling in einem Rubi-Rucksack.



Nun durfte ich ein paar Worte an die Gäste und im Besonderen an den Täufling, an den Eiger-Bergführerkäse richten. Feierlich wurde die Taufe von den Fotografen festgehalten und mit Interviews auch für die Leser aufgenommen.

Selbstverständlich durften wir alle mehr als einen "Schnäfel" vom Käse probieren und alle kamen einstimmig zum Schluss: Mit soviel Würze und Charakter ist dies der einzig richtige Ort für die Taufe dieses Prachtkerls.



Nach einem wärmenden Tee in der Stollennische und dann ging es mit der Bahn wieder runter ins Tal.

Am Nachmittag fand auf dem Kongressplatz in Grindelwald ein Fest mit vielen Marktständen für die breite Öffentlichkeit statt. Hier konnten Einheimische und Gäste aus Nah und Fern die regionalen Produkte verkosten und kaufen. Mitten im Geschehen befand sich noch eine Wettkampfanlage der besonderen Art. Ein Rennen, Zwei gegen Zwei, mit Käselaiben die um Milchkannen und über Wippen gerollt werden mussten. Spannend und belustigend zugleich waren die herzhaften Einsätze der Teilnehmer.

Auf der Showbühne führte die Vereinigung "Eigerness" durchs Programm. An Podiumgesprächen mit dem Käser und auch mit den Bergführern wurden den Anwesenden viel Hintergrundinformation vermittelt. Auch die Taufe wurde extra nochmals inszeniert und fand beim Publikum Anklang.



Vom Anklang zum Ausklang war es dann auch nicht mehr so weit. Nachdem die Markstände weggeräumt waren, setzten wir uns an einen der grossen Tische. Gemeinsam mit dem Käser Johann Wittwer und Thomas Vogt (Spirit Market GmbH) rauchte ich noch genüsslich eine Zigarre und trank ein erfrischendes Jungfraubräu Helles.


Nach 15 Stunden war ich wieder Zuhause. Heimgekehrt mit vielen Eindrücken, neuen Freundschaften und zufrieden.

Ein grosses Dankeschön an die Eigermilch AG, Spirit Market GmbH und Eigerness.


Taufrede zum Nachlesen


Taufrede zur Taufe des Eiger-Bergführerkäse, 11. August 2016

«Wo Mensch und Berg sich begegnen, ereignen sich große Dinge, die sich im Gedränge der Straßen nicht verwirklichen lassen.»
William Blake, englischer Dichter  (1757-1827)

«Ä Bitz Ches, äs Stück Heimat»

Schon als kleiner Junge war ich fasziniert von Käse und dessen Vielfalt. Das Angebot der lokalen Käsehändler in meinem Heimatdorf war auch entsprechend gross.

Vom kleinen Dreikäsehoch zum Käseliebhaber dauerte es allerdings noch ein paar Jahre.
Als ich vor einem Jahr damit kontaktiert wurde,neue Werbemassnahmen für Käsespezialitäten umzusetzen, tauchte ich in eine neue Welt ein.
In eine Welt voller Innovationen. In eine Umgebung mit vielfältigsten Geschmacksvarianten. In eine Tradition die sich vor lauter Innovation kaum zu übertreffen mag.

In Mitten diesen Geschmacksvariationen fiel mir ein Käse ganz besonders auf. Der Eiger-Bergführerkäse. Der grosse, gereifte Laib lag in seiner ganzen Pracht vor mir. Bereit zur Verkostung, bereit für eine neue Erfahrung. Nicht einfach ein Käse, nein vielmehr die Essenz von saftigen Bergwiesen, die Kraft der Natur gepaart mit der hohen Kunst des Käsens.

Ich erinnere mich nur zu gerne an den Moment, als ich ein «Schnäfel» von diesem Prachtskerl kosten durfte. Auf der Zunge fühlte ich bereits die Kraft der Salze, mein Gaumen frohlockte und mein Magen schrie nach mehr. Mehr von dieser Herrlichkeit, dieser Geschmacksexplosion und diesem wohligen Gefühl ein «Stück» Heimat zu geniessen.

Mit jedem Aufeinandertreffen lernten wir uns näher und besser kennen. So lag es nahe, dass ich dem Eiger-Bergführerkäse nicht nur der Platz auf einem Stück knusprigen Brot anbot, sondern ihn mit weiteren Köstlichkeiten bekannt machte. So fand er beispielsweise in Involtinis, zusammen mit gedörrten Pflaumen und würzigem Rohschinken eine neue Wirkungsstätte. Gepaart mit diesen Essenzen spielte er sein ganzes Können aus. Trug dazu bei zum Siegermenu gewählt zu werden. Dafür bin ich meinem «Freund» unglaublich dankbar. Umso mehr ehrt es mich, heute als «Götti» dem Eiger-Bergführerkäse bei seiner Taufe an seiner Seite stehen zu dürfen.

 «Wo Mensch und Berg sich begegnen, ereignen sich große Dinge, die sich im Gedränge der Straßen nicht verwirklichen lassen.»
William Blake, englischer Dichter  (1757-1827)

Wie William Blake treffend zu sagen pflegte, stehen wir heute am Jahrestag der Erstbesteigung des Eigers nicht im Gedränge der Strassen. Wir stehen nahe beim Namensgeber und Initiant des Käses.

Zwei grosse Dinge die Ihren Ursprung in Grindelwald haben

Heute vor 158 Jahren bezwangen die beiden Grindelwalder Bergführer Christian Almer und Peter Bohren mit Charles Barrington den Eiger über die Westflanke und den Westgrat.

Das abenteurliche Unternehmen wurde sorgfältig vorbereitet und von langer Hand geplant. Die Seilschaft wollte nichts dem Zufall überlassen und sie war sich bewusst, dass ihr Vorhaben ein bedeutendes und geschichtsträchtiges Ereignis werden wird; es sollte eine Erfolgsgeschichte werden.

Der frühe Pioniergeist des Alpinismus in der Bergwelt in und um Grindelwald zeugt noch heute von der Innovationskraft der Berner Oberländer. Durch solche Vorlagen wie die Erstbesteigung des Eigers, entstand der Eiger Bergführer Käse.

Der Eiger-Bergführerkäse, das zweite grosse Ding

Heute stehen wir hier mitten in der Welt des guten Geschmacks. Treffen in der schroffen Umgebung auf ein grosses Stück Handwerkskunst, Tradition und Innovationsgeist.
Wir sind hier um den Eiger-Bergführerkäse aus der Taufe zu heben und zu würdigen.

Das Vieh im Sommer auf den saftigen und mit vielen schmackhaften Kräuter versehenen Wiesen grasen zu lassen, die gewonnene Bergmilch zu Käse zu verarbeiten; das ist Tradition. Innovation darf aber nicht in Tradition erstarren. Aus diesen Überlegungen heraus, reifte die Idee der modernen Herstellung unseres Täuflings.

Mit viel Herzblut, handwerklichem Geschick und grosser Erfahrung setzte sich die Eigermilch AG mit der Geburt des Eiger-Bergführerkäse auseinander. Die vielen Arbeitsstunden gepaart mit der notwendigen Sorgfalt haben sich ausbezahlt.

Nach sechsmonatiger Reife auf dem Berg und mit einem weiteren halben Jahr im Felsenkeller ausgebaut, liegt hier und jetzt ein echtes Stück Berner Oberland vor uns.

  
Wer ist eigentlich unser Täufling

Um ehrlich zu sein, reden wir hier von einem charaktervollen, würzigen mit feinen Salzkristallen versehen aus Kuhmilch hergestellten Käse mit einem Fettgehalt von mindestens 55% und einer Reife von 12-14 Monaten.

«Da steckt noch mehr dahinter!»

Der Eiger-Bergführerkäse widerspiegelt die Innovationsgeist der Menschen der Region basierend auf einer intakten Landschaft. Er verhilft der Region zu einer gemeinsamen Identität und hilft Akteure zu vernetzen und Brücken zu schlagen, beispielsweise zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Nicht nur die intakte Landschaft, sondern auch die unverfälschten Regionalprodukte aus der Landwirtschaft bieten den Gästen puren Genuss. Gleichgestellt sind auch die mit Sorgfalt und Leidenschaft handwerklich gefertigte Spezialitäten aus der Region.

«Innovation hat in Grindelwald Tradition! Und ist keineswegs alter Käse!»

Dazu gehört zum Beispiel der Beginn des Alpinismus und die Erschliessung der Region mit Bahnen.  Als Meisterwerk darf dabei die Jungfraubahn bezeichnet werden. Diesen zwei Beispielen haftet Nachhaltigkeit an: auch im 21 Jahrhundert floriert der Alpinismus und das Jungfraujoch hat sich zu einer Weltdestination entwickelt.

Tradition legt das Fundament zur Innovation. Der Eiger-Bergführerkäse darf getrost als Innovationsschub aufgrund der langen Tradition der Alpkäseherstellung im Tal bezeichnet werden. In der modernen Talkäserei der Eigermilch hergestellt, trägt er nach wie vor die Besonderheit des Bodens und der Landschaft von Grindelwald. Er überzeugt mit Geschmack, Vielfalt und Kraft – er widerspiegelt die Menschen, die ihn schaffen, in der er gewachsen ist.

Beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Geschichte
Der Eiger-Bergführerkäse bringt die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Geschichte mit sich. Trägt er doch die lange Tradition des Alpkäsens in sich und wird mit viel Herzblut und Zeit und grosser Begeisterung aus dem Felsenkeller in die weite Welt gesandt.

Mein lieber Freund. So taufe ich Dich heute hier in der Nähe Deiner Geburtsstätte. Trage deinen Charakter, deine Würze und deine ganze Herrlichkeit mit viel Stolz und Freude in die Genusswelt hinaus. Möge Deine Anwesenheit stets ein Lächeln ins Gesicht zaubern, die Augen erhellen und einen wässrigen Mund auslösen. Ich wünsche Dir viele schöne und bereichernde Momente in bester Gesellschaft. Geniesse Deine Auftritte mit dem knusprigen Stück Brot, das Eintauchen in süss-saure Chutneys, den Schmelzpunkt und das Bad mit den Pflaumen in den Involtinis; das pure Leben Deines Charakters.

Dein Götti

Benel Kallen

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